Ja zum Leben – trotz allem, wegen allem
Shownotes
Was passiert, wenn das Leben dich wieder und wieder zu Boden schickt – und du trotzdem wieder aufstehst? In dieser bewegenden Folge ist Ralf Schöller zu Gast bei Jens Alsleben und Jörg Weidenfeld. Ralf erzählt von einem Leben, das früh von Angst, Einsamkeit und Kontrollverlust geprägt war – und davon, wie er mit 40 den Alkohol losließ, um mit 65 noch einmal ganz neu anzufangen.
Es geht um Würde, Verantwortung und die Kraft, sich nicht selbst zu verlieren. Ralf spricht offen über seine Ängste – vor Altersarmut, Bedeutungslosigkeit und dem Gefühl, „weggeworfen“ zu werden. Und er erzählt, wie er gelernt hat, sich der Angst nicht zu ergeben, sondern sie bewusst in den Dialog zu holen – und dann auch mal aus dem Raum zu schicken.
Diese Folge ist keine einfache Heldengeschichte. Sie ist ein ehrlicher Blick auf die Mühe, die es kostet, sich selbst treu zu bleiben – und der Beweis, dass Wachstum, Klarheit und Versöhnung möglich sind. Selbst dann, wenn man denkt, man sei zu alt, zu müde oder zu gescheitert.
Eine Folge über Wut als Energiequelle, über Selbstvergebung – und über den Mut, sich selbst zu begegnen.
Bis zum nächsten Mal, haltet durch und bleibt entspannt! Euer Jens, Jörg und Gustav.
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Quellen:
Henson, C., Truchot, D., & Canevello, A. (2021). What promotes post traumatic growth? A systematic review. European Journal of Trauma & Dissociation, 5(4), 100195. https://doi.org/10.1016/j.ejtd.2020.100195
Haroosh, E., & Freedman, S. (2017). Posttraumatic growth and recovery from addiction. European Journal of Psychotraumatology, 8(1). https://doi.org/10.1080/20008198.2017.1369832
Tedeschi, R.G., Calhoun, L.G. The Posttraumatic Growth Inventory: Measuring the positive legacy of trauma. J Trauma Stress 9, 455–471 (1996). https://doi.org/10.1007/BF02103658
Transkript anzeigen
00:00:01: Jens Alsleben Ja, ein herzliches Moin! Willkommen zur nächsten Folge von Der Säbelzahntiger. Mit dabei wie immer der liebe Jörg. Moin Jörg,
00:00:10: Jörg Weidenfeld Moin zusammen
00:00:11: Jens Alsleben und wir haben heute einen Gast, der Ralf Scholler. Grüß dich! Hallo Ralf. Moin.
00:00:17: Ralf Scholler Hallo. Grüß euch.
00:00:19: Jens Alsleben Ja, wir kommen. Wir kommen direkt zum Ralf. Wir haben uns kennengelernt über einen Post auf LinkedIn, den Ralf abgesetzt hat, der mich gleich gefangen hat und wonach ich dann direkt den Ralf angeschrieben habe und ihn gefragt habe, ob wir nicht mal zu uns kommen möchte in den Podcast. Und das ist ja wirklich in einer Zeit, wo die Aufmerksamkeitsspanne gefühlt immer weiter abdriftet, Das ja nicht so häufig, dass man an einem Post so hängen bleibt. Der Post ging los mit 65, Angst vor finanziellem Ruin und das hat direkt was bei mir getriggert. Ich bin zwar noch ein bisschen jünger, aber als jemand, der mit Existenzangst durchs Leben gegangen ist und die Angst vor Altersarmut bei mir immer latent mitgeschwungen ist, hattest du mich sofort gefragt, was ich, was ich dann aber klasse fand, bei dir war? Du schreibst dann ein bisschen weiter unten. Nun ist Aufgeben nicht mein Ding. Jammern auch nicht. Jammern ist wie ein U Bahn Netz mit einer Station. Du bist anschließend genau da, wo du angefangen hast.
00:01:31: Jens Alsleben Das hat mich wieder total geflasht, weil ich bei mir in der Familie den Jungs auch immer sage Jammern gibt es nicht. Aber was dich jetzt letztendlich dazu gebracht hat, vielleicht doch mal zu jammern, das wollen wir heute besprechen. Du hast eine neue Bestimmung und vielleicht stellst du dich einfach mal ein bisschen vor und sagst was zu deiner Bestimmung.
00:01:55: Ralf Scholler Das würde ich gerne machen. Zuerst mal herzlichen Dank für die Einladung. Mein Name ist Ralph. Ich bin 65 Jahre alt. Auch wenn ich sage mal ein, zwei Wochen jünger aussehe als die 65 Und ja, wie bin ich überhaupt zu dieser Bestimmung gekommen? Ganz kurz nur zu meinem Leben. Ich habe mit 18 Monaten bereits den ersten Nackenschlag versetzt bekommen. Durch einen Schicksalsschlag, den ich damals hatte. Und so ging das dann den ganzen Rest meines Lebens. Dass ein Schicksalsschlag den nächsten jagt, weil die ersten nicht verarbeitet waren. Irgendwann fing ich dann an mit dem Trinken. Trinken hat den Effekt gehabt, dass ich mich toll gefühlt habe, entspannt gefühlt habe, was sonst bei mir nicht der Fall war. Und das zog sich dann wie ein roter Faden durch mein gesamtes Leben durch, obwohl ich recht spät mit dem Trinken angefangen habe. Also erst mit 25. Bis dahin hatte ich nie ein Problem und dann auch nicht sofort ein. Richtig, es wurde immer schlimmer. Bis ich dann mit 40 überhaupt gar nicht mehr weitermachen konnte und auch Gott sei Dank aufhören konnte.
00:02:57: Ralf Scholler Und ja, die Bestimmung kommt daher, weil ich gemerkt habe Aufhören war eine Sache. Nicht wieder anfangen mit dem Trinken ist eine ganz andere Sache. Und diese Illusion, die ich hatte, dass es durch das Aufhören besser wird, die ist dann so nach ein paar Jahren Trockenheit auch vernichtet worden, weil ich gemerkt habe, es ist toll, dass ich es nicht mehr machen muss. Da bin ich auch dankbar für. Aber irgendwas hat mich ja zum Trinken gebracht. Also muss ja vorher irgendwas gewesen sein. Und da bin ich dann in die Tiefe gegangen und habe dabei auch gelernt zu reflektieren, nachzudenken, nicht mehr mit mir selber zu befassen. Das hat soweit ganz gut geklappt. Ich bin jetzt über 24 Jahre trocken und auch recht gut beieinander. Aber das Leben hört ja nicht auf. Das Leben macht ja einfach weiter. Das Leben nimmt ja auch keine Rücksicht darauf, dass ich Alkoholiker bin und eine schlimme Kindheit hatte. Also sagen wir mal eine anstrengende Kindheit hatte und all die Klassiker, die einen mit 304060 zu plagen beginnen, die kommen jetzt halt durch.
00:04:04: Ralf Scholler Denn es gibt keinen Bonus dafür, dass ich Alkoholiker bin. Es gibt keinen Bonus dafür, dass ich seit 24 Jahren viel mit Reflexion mache. Die ganz normalen Probleme kommen trotzdem bei mir an der Tür vorbei und fragen nicht, ob sie klingeln dürfen. Die sind einfach da. Und ich durchlaufe momentan eine Phase sehr erfolgreich gewesen. Jetzt mal eine Zeit lang nicht erfolgreich. Mit 65 merke ich jetzt langsam auch die Angebote bleiben aus. Roger Moore, der Schauspieler, sagte mal so schön Du hörst nicht auf als Schauspieler. Das Telefon hört einfach auf zu klingeln und es ruft niemand mehr an! Und ähnlich ist es bei mir. Und das hat mich dann auch bewogen, jetzt mal diesen einen Beitrag zu schreiben, weil ich merke, ich habe wahnsinnig viel erlebt, durchlebt, überlebt, wieder Da rausgekommen und stelle mir manchmal die Frage Hat sich das eigentlich gelohnt? Hat es sich gelohnt, all die Arbeit gemacht zu haben? Wenn ich immer wieder an meinem Leben an einem Punkt ankomme, wo ich mir die Frage stelle War's das jetzt?
00:05:06: Ralf Scholler Und das hat zu diesem Beitrag geführt, weil ich mir auch gedacht habe, wir können auch eine ganze Menge anderer Menschen noch was davon haben, denn ich denke mal, ich bin nicht der einzige Mensch in Deutschland und auf der Welt, der mit diesen Herausforderungen zu kämpfen hat. Also das war jetzt in hoffentlich nicht zu langer Form so der Hintergrund, was mich dazu bewogen hat, über diese Dinge zu schreiben und da werden weitere noch folgen. Alkoholismus ist halt momentan der Aufhänger, weil damit viele etwas anfangen können.
00:05:41: Jörg Weidenfeld Also ich bin sehr muss ich sagen, es berührt mich sehr und ich finde es unfassbar mutig, unfassbar großartig, dass du dieses Thema so präsentierst. Und ich bin mir ganz, ganz sicher, dass ganz, ganz viele Menschen, die sich im Verborgenen halten, kopfnickend lesen, was du schreibst. Und sicherlich mit gibt es einen großen Teil unserer Hörerschaft, wenn sie nicht selbst betroffen sind. Die Bekannte, Freunde und dergleichen haben die Elemente deiner Geschichte auch von sich erzählen können und somit sage ich mal zum Auftakt Herzlichen Dank dafür, dass Sie sogar den Schritt wagst, in unserem Podcast und das in dieser Öffentlichkeit zu diskutieren. Also tiefe Dankbarkeit ist ganz großartig, dass das hier in die Arena bringst.
00:06:34: Jens Alsleben Ja, jetzt haben wir ja auch das Thema Säbelzahntiger. Und wenn ich dir so zuhöre und auch das, was ich gelesen habe im Vorfeld, was dir im Leben so alles widerfahren ist, waren da natürlich auch viele Situationen dabei, wo bei dir der Säbelzahntiger im Raum stand und du hast dich immer sehr intensiv und zunehmend intensiver auch mit deinem Säbelzahntiger auseinandergesetzt und hast heute zumindest dann auch ich sag mal, die Fähigkeit, darüber zu sprechen. Und du hast ja gesagt, es gibt bei dir, dass das Thema Alkohol, aber auch das Thema Altersarmut, Einsamkeit sind Themen, die du besprechen möchtest, die auch vielleicht ein Stück weit natürlich miteinander zusammenhängen. Und wir haben ja momentan eine Zeit, wo auch diese Einsamkeitsepidemie und auch ich sage mal die die Aussichten auf Altersarmut immer wieder so breitgetreten werden. Wie guckst du denn mit mit 65 jetzt auf die nächsten 5 bis 10 Jahre. Wenn du die aktuelle Debatte so ein bisschen verfolgst und wenn du berücksichtigst, wie sehr du in den letzten Jahren mit dir und an dir arbeiten konntest.
00:08:07: Ralf Scholler Auf die Zukunft blicke ich sehr gespannt. Enorm gespannt und auch mit einer gewissen Vorfreude. Es ist so eine Mischung aus Vorfreude und Angst, die sich da bei mir breitmacht, weil der Säbelzahntiger, der hat sich ja, als ich 18 Monate alt war, das erste Mal bei mir auf die Bettkante gesetzt und war schon kräftig ausgewachsen. Wenn ich meine Kindheit mit einem einzigen Wort beschreiben könnte, dann wäre es das Wort Angst. Weil ich lernen musste, mit der Angst umzugehen, auch mit einer frühen Vereinsamung schon umzugehen. Die Zukunft, Ja, sie macht mir ein bisschen Angst. Ich hatte heute Morgen lange drüber nachgedacht, diese Angst vor der Altersarmut, dass es irgendwann vorbei sein könnte, ich auf Hartz vier runter muss, Umweg über Arbeitslosigkeit und dann plötzlich von 900 € im Monat leben muss, kannste ja nicht leben. Nicht mal hier mitten im Westerwald, wo ja die Preise nun wirklich noch sehr gut sind. Und ich kann dann auch zu der Erkenntnis Es ist gerade die Angst und irgendwann auch die Angst vor der Angst, die mich immer wieder ausbremst und zu einer selbsterfüllenden Prophezeiung wird.
00:09:16: Ralf Scholler Das hat auch heute bei mir dazu geführt, dass ich mir gesagt habe, ich habe dann keinen neuen T Shirts mehr geholt, keine neuen Sachen. Ich muss das Geld sparen und für den worst Case gewappnet zu sein. So, und dieses Denken. Aber das wird so extrem, dass genau deswegen der Worst Case eintritt.
00:09:31: Jörg Weidenfeld Und das ist eine sehr. Das erleben wir in vielen Angstsituationen oft die Angst vor der Angst, dass etwas Superweises gesagt, dass es eine Eigendynamik bekommt, dass wir also quasi aufgrund der Vergangenheitserlebnisse die Zukunft im gleichen Spektrum extrapolieren und sagen Weil eben die Vergangenheit angstbesetzt war, muss meine Zukunft angstbesetzt sein, Weil ich habe keinen Grund dazu, aufgrund meiner Vergangenheitserfahrungen irgendetwas anderes anzunehmen, um damit sich aber auch die Perspektive zu nehmen, dass die anderen Chancen zu sehen. Ich möchte mal eine sagen so eine, so eine Transzendenz Frage dazu mal stellen. Also stell dir irgendeinen Menschen vor, den du über alles liebst, der in der gleichen Lebenssituation wäre wie du jetzt. Was würdest du diesen Menschen raten?
00:10:23: Ralf Scholler Was ich diesen Menschen raten würde, ist einfach mal an seine Wut ranzugehen. Denn diese ganze Form von Angst weckt auch Wut. Und Wut ist ein unangenehmes Gefühl. Es ist gesellschaftlich nicht unbedingt toleriert, zumindest reden wir uns das so ein. Ich habe aber eine enorme Menge Wut im Bauch. Ich habe zum Beispiel lange Wut auf meine Eltern gehabt, weil sie mich nicht so erzogen haben, wie ich mir das gewünscht hätte. Heute weiß ich, die hatten ihre eigenen Gründe. Trotzdem ist viel schief gegangen. Das darf ich auch nicht verkennen. Ich habe gut darauf, wie die Gesellschaft momentan Dinge einfach fließen lässt, ohne sich Gedanken darum zu machen. Und ich habe halt auch erkannt. Wut hat eine ungeheure Energie in sich und an die Energie will ich dran. Deswegen lasse ich auch die Wut zu und stelle die anderen Dinge jetzt mal hintenan. Was kann mir schon passieren beim Scheitern? Ja mein Gott, dann lande ich halt auf Hartz4. Aber ich will nicht irgendwann so im letzten Atemzug die Bilanz der ungenutzten Chancen ziehen.
00:11:18: Ralf Scholler Deswegen riskiere ich momentan alles, was ich riskieren kann, aber nicht, indem ich mich jetzt konkret mit der Angst befasse. Dann werde ich sie ja nicht los. Das ist wie nachts nicht an den rosa Elefanten denken, weil sonst kannst du den Goldschatz nicht ausgraben. Und ich nehme jetzt einfach mal die Wut auch ein Stück heran, um zu sagen ich habe unverschuldeterweise auf so viel verzichten müssen in meinem Leben. Das kann ich jetzt alles nachholen und ich würde diesen Menschen dann auch empfehlen. Guck einfach mal, worauf du wirklich stocksauer bist. Denn der Wut stellen ist viel wichtiger, als du den Ängsten stellen. Weil die Angst, das ist meine Erfahrung, hat sich so verselbstständigt in meinem Leben, dass sie automatisch immer sofort die größte Aufmerksamkeit bekommt. Der erste in der Reihe, der dran sein will. Und jetzt lebe ich momentan so, dass ich okay liebe. Angst? Geh mir aus dem Weg. Da hinten steht die Wut. Da steht die Trauer. Da stehen Bedürfnisse. Da steht, dass das das Bedürfnis nach Freude.
00:12:15: Ralf Scholler Jetzt kommen die erst mal dran. Das würde ich empfehlen. Notfalls auch mal nach draußen gehen und gegen einen Baum treten.
00:12:24: Jörg Weidenfeld Super, jetzt mal, wenn du gegen den Baum trittst. Welches imaginäre Bild ist denn da am Baumstamm?
00:12:33: Ralf Scholler Am Baumstamm? Da ist kein konkretes Bild von irgendeinem Menschen, gegen den ich treten will. Ich kann es nicht. Ich wüsste gar nicht, wie ich es verbildlichen soll. Was mich momentan treibt in Form von Bildern ist. Ich stelle mir vor, wie schön es ist, auf einer Yacht zu sitzen und nicht mehr über Hartz4 nachdenken zu müssen. Ich habe heute Morgen lange darüber nachgedacht. Solange ich. Ich will nicht einfach nur reich werden. Das ist ja das Bild, das ich habe, weil ich bin ein Ich bin in Armut aufgewachsen. Insofern ist das ein ungelöstes Thema bei mir, das ich auch nicht leugnen kann und darf. Aber ich habe gemerkt, wenn ich mich der Angst nicht stelle, wird Wohlstand, Sicherheit nie kommen. Also muss ich die Angst erstmal anerkennen als etwas, das da ist, um dann sagen zu können okay, du bist erkannt, du hast, du siehst schön aus, bist ganz toll, Ich liebe dich auch, Aber mal raus jetzt. Und das Bild, das ich habe, ist wirklich das von der Schönheit.
00:13:28: Ralf Scholler Auf der Bühne stehen, zu Menschen reden, von tollen Frauen umgeben zu sein und Ferrari zu fahren. Ob das ein Elektro ist oder ein Benziner ist mir im Augenblick erstmal egal. Ich habe ganz andere als bei den dringendsten Problemen, die du mit Altersarmut hast. Stellt sich die Frage nicht, ob du ein e Auto fährst oder vegan lebst. Da geht es um ganz andere Dinge. Und ja, die Bilder, die ich habe, sind einfach die Wünsche, die Wut. Ich kann sie nicht personalisieren. Das waren lange meine Eltern, die ich da gesehen hätte. Aber ich habe beiden verziehen. Das habe ich Gott sei Dank hinter mir. Und auch die, die mich ausgenutzt hatten. Da könnte ich auch Geschichten erzählen ohne Ende. Das habe ich Gott sei Dank hinter mir. Wut habe ich darauf, dass ich immer noch nicht da bin, wo ich gerne sein möchte. Dass ich mich selber immer wieder durch mein eigenes Denken bremse.
00:14:23: Jörg Weidenfeld Und wenn wir mal zu deinen schönen Bildern gehen, Dir vorher großartig die schönen Bilder, die. Sind ja die Diskrepanzen Auf der einen Seite ein ganz klares Ziel Klarheit über das, wo du gerne sein möchtest, wo du gerne leben möchtest, dann ist es ja so, dass die Salutogenese ja vorsieht, dass man da, wo man ist, muss man ausreichend Käse finden. Ich glaube, da kann man Haken dran machen. Da wo du hin willst, ausreichend super finden und den Weg von A nach B für machbar halten. Also wenn ich jetzt mal auf die auf das dritte Element dieses Machbarkeitsgefühl von A nach B, wie fühlt sich das für dich an?
00:15:03: Ralf Scholler Das ist immer noch angstbesetzt, das ist angstbesetzt. Ich weiß, was ich kann. Ich weiß, wie gut ich reden kann, Organisieren kann, der Öffentlichkeit, auf der Bühne, was auch immer mit Geld umgehen, organisieren, alles Mögliche. Aber es ist immer noch die Angst, dass es wieder schief gehen könnte. Dass das bremsende Element es ist. Nicht, dass ich geringes Selbstwertgefühl habe. Das habe ich mittlerweile aufgebaut. Es ist auch nicht, dass ich an meinen Fähigkeiten zweifle. Ich weiß, was ich kann. Ob das so egal was es ist, da könnte ich sagen es ist ganz einfach Diese inhärente, in den Genen verankerte Angst, dass es wieder schief gehen könnte und.
00:15:46: Jens Alsleben Von der man auch ein bisschen abhängig ist.
00:15:49: Ralf Scholler Es ist wie eine zweite Sucht. Ich bin den Alkohol losgeworden, ich bin das Nikotin losgeworden. Mit dem Naschen wird es auch langsam immer besser. Aber es ist wirklich wie eine Sucht. Ob das Adrenalin jetzt eine Art Junkieeffekt hat oder ob es die Angst ist, weil es ist der Teufel, den ich kenne. Ich bin so lange mit der Angst zusammen, dass ich vielleicht auch Angst habe, die Angst als Partner zu verlieren.
00:16:14: Jens Alsleben Ja, die Angst vor dem Moment, wo man keine Angst mehr hat.
00:16:20: Ralf Scholler Ja.
00:16:21: Jörg Weidenfeld Aber der Angst. Die Angst als Partner, glaube ich. Das ist, äh, das. Ich glaube, das trifft den Nagel wunderbar auf den Kopf. Weil schließlich hast du ja die ersten 65 Jahre deines Lebens mit diesem Partner Angst erfolgreich überlebt. Ja, also das denn, dass dein Autopilot sagt. Lassen wir die Angst nicht los. Die hat dich vor allem bewahrt. Usw. Der dich davor bewahrt, ins Risiko zu gehen und dergleichen. Das ist schon richtig. Ich war mal in einer in einem Gespräch drin und wurde zu einem ähnlichen Thema, das durchmoderiert. Da wurden die einzelnen Stimmen, die man im Kopf hat, sozusagen die Angst war eine, aber auch der der innere Antreiber war eine andere und eine dritte, 4. 05. die wurden isoliert darin. Und dann wurde man quasi mit jeder einzelnen Stimme in den Dialog mit der Idee, sich dafür zu bedanken, welchen Dienst die Angst gemacht hat und auch deren, die das Handlungsmotiv der Angst zu verstehen, die will ja nur dein Gutes. Und sich dann zu überlegen, wenn man die Angst als Gesprächspartner hätte, mit welchen Argumenten würde man die denn beruhigen, dass sie jetzt keine Angst mehr haben muss?
00:17:26: Jörg Weidenfeld Also nach dem Motto Wie kann man die Angst davon überzeugen, dass sie sich entspannen kann und mal einen Gang rausnehmen kann.
00:17:37: Ralf Scholler Ich mache das so, dass ich mich dann von der Angst irgendwann auch mal trenne und ihr nicht zu viel Aufmerksamkeit gebe. Es ist auch ein Phänomen, dass ich in der Gesellschaft ein Stück weit sehe, wenn ich Menschen zu viel. Wenn man einen Esel lange genug lobt, hält er sich irgendwann für ein Rennpferd. Und ich? Wenn ich der Angst zu viel Aufmerksamkeit gebe, dann ist sie ja davon überzeugt, dass sie recht hat. Weil die Angst will ja auch Liebe haben. Sie will, besteht die Angst, sie wie so ein zweites Wesen für mich geworden. Und wenn ich mich zu intensiv mit Menschen befasse, dann wird das irgendwann nervig. Aber auch für den anderen, weil es sich ja auch bedrängt fühlt durch meine ständige Anwesenheit. Das ist ja auch eine Erfahrung, die ich gemacht habe. Ich habe mit Geld Liebe gekauft und die Menschen haben irgendwann revoltiert, weil sie einfach keinen Bock mehr hatten mit jemandem zusammen, der ständig nur Liebe will. Also was? Gut, auch mal wegzugehen. Ich lasse die Angst einfach mal alleine, weil ich fühle mich nicht übermäßig mit ihr befassen.
00:18:40: Ralf Scholler Ich sage mir ja, sie hat mir gute Dienste erwiesen, aber so wie ich für mein Schicksal alleine verantwortlich bin, ist die Angst bitteschön auch für ihr Schicksal verantwortlich. Also meine Angst muss auch erwachsen werden und deswegen trete ich sie auch ab aus dem Zimmer raus.
00:18:56: Jens Alsleben Aber jetzt finde ich dich so höre, dann bist du ja schon im aktiven Dialog mit deiner Angst und du beobachtest das und du entscheidest dich ganz bewusst für oder gegen die Angst, der Raum zu geben oder nicht. Aber du bist zumindest so im im Überich unterwegs und und bist reflektiert. Aber wie bist du denn dahin gekommen? Also was ist passiert, dass du irgendwann nicht mehr gelebt wurdest, sondern angefangen hast? bewusst zu entscheiden, was du mit dir machen lässt und was nicht. Gab es da einen Auslöser oder war das? War das ein Weg?
00:19:39: Ralf Scholler Es ist ein Weg. Es ist ein Weg gewesen, der anfing, als ich mit dem Trinken aufgehört hatte und dann auch gelernt habe durch die Hilfe anderer Menschen, auch durch Selbsthilfegruppen in den USA. Ich bin ja dort trocken geworden und ich habe dann auch gelernt, an mir zu arbeiten, Dinge in Frage zu stellen. Was aber war das entscheidende Moment? Es war nicht ein singulärer Augenblick und selbst wenn, hätte ich ihn gar nicht in Erinnerung. Es ist ganz einfach so gewesen. Der Aufwand, so weiterzuleben wie bisher, war größer geworden als der Aufwand, mich zu ändern. Und das sind solche Erkenntnisprozesse, die ich dann im Laufe der Zeit hatte, wo ich auch gesagt habe, ich bin jetzt fünf Jahre trocken, zehn Jahre, 15, 20 Jahre, was habe ich denn eigentlich erreicht? Und ich habe mich mit zehn Jahren Trockenheit, damals in München lebend. Mal gefragt Bin ich zufrieden mit meinem Leben, obwohl ich zehn Jahre trocken war? Das kriegen ja schon viele überhaupt nicht hin. In einem reichen Land liebe Möglichkeiten haben ohne Ende.
00:20:38: Ralf Scholler Und ich habe gesagt Ralf, wenn du die Frage beantwortest, beantworte sie ehrlich. In dem Augenblick war die Antwort auch da. Ich war todunglücklich. Ich war unzufrieden. Ich war ein Lügner, ein Blender. Obwohl ich seit zehn Jahren niemanden mehr betrogen hatte. Seit zehn Jahren keine Rechnungen mehr. Ich sage mal, idealisiert eingereicht habe oder ob die mit eingereicht habe. Aber ich bin ein Lügner und Blender gewesen, was meine Ehrlichkeit mir selbst gegenüber anging und auch anderen gegenüber. Ich habe gespielt. Ich bin ein Clown gewesen, ein Schauspieler. Das habe ich irgendwann gemerkt und habe mich dann noch gesagt ich bin jetzt 50, ich habe noch 304050 Jahre vor mir. Will ich denn so weiterleben? Und das waren so die Erlebnisse, wo ich gesagt habe, die Möglichkeiten, die ich habe, die will ich jetzt auch nutzen. Ich habe es einfach verdient. Also es war so eine Mischung aus Prozess und dann so diese eine oder andere Erkenntnis, die mir dann geholfen hat.
00:21:35: Jens Alsleben Hast du diesen Weg ganz alleine beschritten? Du sagtest eben ein paar Leute, die dir geholfen haben, aber was war da für dich das stabilisierende Element?
00:21:45: Ralf Scholler Stabilisierend war für mich am Anfang, dass ich in Miami, wo ich trocken wurde, zu einer Selbsthilfegruppe gegangen bin. Man lernt hier kann man den Namen hier wohl nennen. Es waren die Anonymen Alkoholiker, bei denen ich gewesen bin. Die haben mir ungeheuer geholfen, weil ich das erste Mal das Gefühl hatte, nicht mehr angeben zu müssen. Mein Problem war halt gewesen, Ich habe so eine Art Schnellform der Genesung gehabt und habe mich dann weiterhin durchgezogen. Aber es hat stabilisierend gewirkt, dass ich Menschen gesehen habe, die noch schlimmer dran waren als ich und die es auch alle geschafft hatten. Nach fünf Jahren, als ich wieder in Deutschland war, hatte ich dann noch einen Sponsor genommen, den ich aus Los Angeles kannte. In der Zeit danach hat sich dann bei mir aber wie ein roter Faden durchs Leben gezogen, dass ich mir eben keine Ansprechpartner genommen hatte. Und das hat es so höllisch höllisch schwer gemacht, dass ich immer nur dann jemanden genommen habe, wenn es gar nicht anders geht. Also ich bin zum Arzt gegangen, wenn das Messer bereits tief in meiner Brust steckte, aber nicht um jemanden zu fragen wie kann ich eigentlich Konfliktsituationen vermeiden?
00:23:00: Ralf Scholler Und das ist auch eine ganz große, eine ganz große Baustelle in meinem Leben, die ich mir zum Lebensthema eins gemacht habe, nämlich Allianzen bauen, auf Menschen zugehen und mir wirklich ein Umfeld suchen. Es gibt im Englischen diesen schönen Spruch Your network ist hier network. Und das stimmt total. Das habe ich jetzt auch im beruflichen Umfeld gemerkt. Ich kann nicht hier sitzen, Beiträge auf LinkedIn schreiben und versuchen remote Erfolg zu haben, ohne auf andere zuzugehen. Auch Komfortzone verlassen. Und wenn ich jemanden oder generell Menschen, die jetzt so einen Tipp geben kann, ist nicht diesen Weg von der Arroganz treiben lassen, diese Hochnäsigkeit. Andere können mir nicht helfen, die sind eh alle doof. Was wissen die schon von meinem Leben? Die sind nie in Asien mit Schlangen konfrontiert gewesen. Diese Arroganz, diese hoch, wie immer man das Ganze nennen will, sei mal dahingestellt. Das hat bei mir dazu geführt, dass ich über viele Jahre hinweg mir keine Hilfe gesucht habe. Ist das schlecht? Na, ich sag es mal so für jemanden, der sich nicht zu helfen weiß, Ja, bei mir ist das Schöne und das weiß ich immer mehr zu schätzen.
00:24:14: Ralf Scholler Ich habe eine tief von innen kommende Kraft, die mich daran gehindert hat, kaputt zu gehen. Ich habe Phasen gehabt, da wollte ich runter auf Hartz vier, mit Absicht, weil ich keinen Bock mehr auf Verantwortung hatte, weil ich die ganze Last loswerden wollte. Da wollte ich alles in die Ecke werfen und sagen Leute, lasst mich in Ruhe, ich will nicht mehr. Aber diese kleine Flamme in mir, die hat mich immer wieder gepackt und hat Probleme in meine Richtung geschoben, damit ich etwas hatte, woran ich knabbern konnte. Und das ist es, was bei mir mich über all die Jahre wachgehalten hat, auch am Laufen gehalten hat, dass von irgendwoher diese Kraft kam. Wenn jetzt einer sagen würde fragen würde wie Woher kommt die? Ich weiß es nicht. Ist ganz einfach da. Aber es ist ein Weg, den ich nicht empfehlen kann, so zu gehen. Weil das schaffen wirklich nur die wenigsten. Also ich denke mal, irgendwo rast bei mir ständig ein Engel um mich herum, der 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche am Arbeiten ist und mir halt die Freude gibt, mir einzubilden, das sei alles mein eigenes Werk.
00:25:25: Jens Alsleben Man sagt ja immer so schön Deine Stärke kommt aus dem Schmerz. Also du bist da besonders stark, wo du auch den Schmerz besonders stark gefühlt hast. Ja. Wie ist es bei dir, wenn du mal rückblickend sagst, du schaust Was ist jetzt deine Stärke nach nach vorne und aus welchem Schmerz kommt es? Und was hast du da gelernt für dich?
00:25:55: Ralf Scholler Meine große Stärke ist meine Hartnäckigkeit, dass ich einfach nicht aufgeben kann. Ich kann nicht aufhören. Das ist in meinen Genen nicht verankert. Und das hilft mir immer wieder. Aufrecht zu stehen. Bitte den zweiten Teil der Frage nochmal.
00:26:13: Jens Alsleben Ja, die Stärke kommt ja aus einem Schmerz.
00:26:15: Ralf Scholler Aus dem Schmerz. Ja, Der größte Schmerz, den ich hatte, war. Als ich 18 Monate alt war, kam ich für sechs Monate ins Krankenhaus und meine Eltern durften mich sechs Monate lang nicht sehen. Das kam bei mir so an Ich bin weggeworfen worden. Meine Eltern wollten mich nicht mehr. Nach sechs Monaten kam ich zurück und mein jüngerer Bruder war geboren worden. Das war der zweite Schlag. Nicht nur hatten sie mich weggeworfen, sie wollten mich nicht zurückhaben. Sie hatten sich ja was Besseres besorgt zwischenzeitlich. Und das hat dazu geführt, dass ich mich permanent. Das war ein riesen Schmerz, den ich intellektuell damals gar nicht begreifen konnte. Das habe ich mit 50, 55 dann langsam mal angefangen aufzuarbeiten. Und diese frühe Form der Einsamkeit hat dazu geführt, dass ich eine permanente Angst habe, wieder weggeworfen zu werden. Und ich komme aber auch immer wieder in Situationen rein, wo genau dieser Schmerz sofort wieder eine Gefahr für mich dargestellt hat und dieser Schmerz weggeworfen zu werden, der treibt mich an, um genau das zu verhindern.
00:27:21: Ralf Scholler Wieder weggeworfen zu werden.
00:27:25: Jens Alsleben Wann hast du das gemerkt? Dass das ein Antreiber ist?
00:27:31: Ralf Scholler Das war wohl irgendwann mal in einem der vielen, vielen Gespräche, die ich gehabt habe. Das ist kein selbstgeführte Erkenntnisprozess gewesen. Ich habe halt nur irgendwann mich mal hingesetzt und aufgeschrieben Was sind die Dinge, vor denen ich am meisten Angst habe? Und das ist wirklich die Angst, weggeworfen zu werden. Und auch die Angst vor Altersarmut ist ja de facto eine Angst, weggeworfen zu werden. Kein Geld heißt ich kann meine Miete nicht mehr zahlen. Wenn ich meine Miete nicht mehr zahle, falle ich meinem Schwager oder wem auch immer zur Last und werde wieder weggeworfen. Und ich habe irgendwann mal gelesen Da, wo meine größte Angst liegt, da liegt mein größtes Potenzial und die größte Angst. Es gibt bei den Anonymen Alkoholikern. Das ist ein Zwölf Schritte Programm. Und einer dieser Schritte beruht ja auch darauf, dass man sich eingesteht Was sind die größten Charakterfehler, die man hat? Was ich dann anschließend erweitert habe Was sind die größten Ängste, die ich habe? Angst war ja früher mal eine der damals acht Kardinalsünden. Mittlerweile ja nicht mehr.
00:28:32: Ralf Scholler Aber es ist wirklich die Angst, weggeworfen zu werden. Das wäre mir die Urangst schlechthin. Und die treibt mich an!
00:28:43: Jens Alsleben Aber heute, in einer positiven und auch zielgerichteten Art und Weise.
00:28:50: Ralf Scholler Ungeheuer zielgerichtet, ja. Also ich bin heute in der Lage, mich auch in Abhängigkeitssituation hineinzubegeben, wo ich weiß, das könnte anderen Menschen das Genick brechen, auch wenn sie nicht Alkoholiker sind. Ganz konkret hatte ich jetzt fünf Monate lang meine sterbende Mutter gepflegt und das bis zu einer Grenze, wo ich zeitweise keine eigene Persönlichkeit mehr hatte, also auch stark gelitten habe während dieser Zeit bei meiner Mutter, die früher extrem dominant war und mich auch eingeschränkt hatte, das dann gemacht haben zu können, mich dieser Angst gestellt zu haben, dass ich da wieder in der Situation bin, in der ich als kleines Kind ja schon mal drin war. Jetzt aber die Rollen vertauscht waren und ich jetzt plötzlich derjenige war, der helfen konnte, der dominant war und das in einer Form, sodass am Ende zwischen uns nichts mehr stand und uns reine Liebe verband. Also all das von früher war wieder hochgekommen, ist dadurch auch ein Stück weit ein großes Stück weit abgearbeitet, weggearbeitet worden. Und es sind dann die Erlebnisse, wo ich mich immer wieder reinwerfe, wo ich sage, ich kann.
00:30:00: Ralf Scholler Deswegen identifiziere ich mich mit der Angst doch nicht mehr so stark und lade sie auch kaum noch zu Gesprächen ein. Die kommt eh unangemeldet immer dann, wenn ich sie nicht brauche, sondern ich stelle mich jetzt den Situationen, wo ich weiß, da bin ich früher vorweggerannt und jetzt stelle ich mich den Situationen auch. So wie jetzt die Altersarmut zum Beispiel, die potenzielle. Ich gehe einfach bewusst in den Infight rein, in den Kampf rein und sage auch okay, das ist alles, was du kannst. Du kämpfst wie ein kleines Mädchen. Ohne irgendwen jetzt beleidigen zu wollen, aber das ist so die Haltung, die ich momentan habe. Ich weiß, ich komme aus allem nur raus, wenn ich erstmal dahin gehe, wo die Angst ist.
00:30:43: Jörg Weidenfeld Also ich muss sagen, ich bin total. Ich würde euch die ganze Zeit nur klatschen über die Klarheit, mit der du die Themen ansprichst, die total signifikant sind. Ich kenne, ich könnte in meinem Kopf 1000 habe ich 1000 Gesichter sind mir durch den Kopf gegangen, von welchen die eigentlich die gleiche Geschichte erzählen müssten, aber eher den Verdrängungsweg gewählt haben. Auch gerade die Geschichte mit deiner Mutter hat mich sehr berührt über diesen langen Zeitraum. Nicht das wegzu. Also nicht das, in eine Schublade zu stecken, sondern die Zeit auch dafür zu nutzen, um die Dinge abzuarbeiten. Das Buch lieber am Ende noch übrig blieb. Und wenn ich jetzt mal so alle die Ereignisse, die du erzählt hast, über den Podcast mal zusammenbringe, ist das ein Erfolgsrezept in sich. Also du hast mit dem, wie soll man sagen, mit dem Abarbeiten an den großen Aufgaben hast du für dich deine eigene, dein eigenes Erfolgsmuster kreiert. Was am Ende, wenn ich jetzt mal die wahre Liebe nur die pure Liebe als Ergebnis nehme, bin ich mir sicher, dass du auch die das Äquivalent dazu im Meistern der Angst um die Altersarmut meistern.
00:31:48: Jörg Weidenfeld Also ich muss ganz ehrlich sagen, wenn es einen Menschen gibt, dem ich die Yacht wünsche, ja. Wenn dir also wirklich ganz, ganz, ganz, ganz außergewöhnlich und für unsere Hörerschaft auch sicherlich ein großes Vorbild in der Art und Weise des Annehmens dessen, was da ist. Und ich glaube, damit hast du in vielen Bereichen den größten Schritt zur Lösung geschaffen. Indem du angenommen hast, was ist und dich den Dingen stellst mit deiner Hartnäckigkeit. Ich bin schwer beeindruckt. Und das in einer Welt, in der man eigentlich nur beeindruckt sein darf von ganz viel Reichtum, von ganz viel Erfolg, von ganz viel dies und das. Ich bin tief beeindruckt von deinem Umgang mit dem Gegenwind, den du gemeistert hast. Also ganz großartig war, inspirierend zuzuhören und ich hoffe, dass du noch viele, viele andere Menschen, die in ähnlichen Situationen wirst, damit inspirieren wirst, damit umzugehen. Das ist ganz großartig.
00:32:40: Ralf Scholler Ja, das werde ich auf jeden Fall machen. Ich bin ja jetzt dabei, mit einer Journalistin zusammen einen Podcast zu meinem Leben erst mal zum Thema Alkoholismus zu entwickeln. Eine andere Person deswegen, weil ich muss gefragt werden. Ansonsten fange ich an zu reden und sage dann stundenlang überhaupt gar nichts. Ich kenne mich da recht gut. Der Podcast wird auch mit der Kindheit zu tun haben, also nicht nur die Menschen betreffend, die jetzt selber zum Alkoholiker geworden sind. Ich bin ja auch das Kind eines Alkoholikers gewesen. Das ist eine eigene Baustelle, eine Riesenbaustelle. Ich arbeite auch bereits an einer Bühnenvariante, wo ich dann so 80 bis 90 Minuten auf der Bühne sitze oder stehe, um dann in einem lockeren Ton auch mal ausführlich auf Themen eingehen zu können. Und ich denke mal so im Laufe dieses Jahres, Anfang nächsten Jahres werde ich damit auch an die breitere Öffentlichkeit gehen.
00:33:35: Jörg Weidenfeld Super viel, viel, viel Erfolg dabei.
00:33:37: Jens Alsleben Genau. Ja, ich finde auch, das gibt eine ganze Menge auch Positives mit. Und wenn ich. Wenn ich darf. Du hast mir eine Datei geschickt, wo du mal aufgeschrieben hast, was, was dir so wichtig ist. Und da würde ich gerne noch mal eine Zeile raus zitieren Darf ich gerne. Du hast geschrieben Ich bin nicht nüchtern geworden, nur um nicht zu trinken. Das kann jede Katze. Ich bin nicht nüchtern geworden, nur um nüchtern zu sterben. Selbstmord. Mission accomplished. Nüchtern gestorben. Die wahre Herausforderung. Ja zum Leben sagen. Risiken eingehen. Wachsen. Gesunde Beziehungen zu anderen Menschen aufzubauen. Alles andere ist nämlich kein Leben.
00:34:21: Ralf Scholler Ja.
00:34:23: Jens Alsleben Und das, genau das finde ich ein wunderbares Schlusswort. Mein lieber Ralf, herzlichen Dank, dass du dich geoutet hast. Sozusagen so offen gesprochen hast über das, was jeden Menschen umtreibt und uns auch geholfen hast, noch mal aus eigener Erfahrung so zu schildern, wie wichtig es ist, seinen Säbelzahntiger zu akzeptieren, anzunehmen, gleichzeitig aber auch zu schrumpfen und ihn als wichtigen Signalgeber im Leben mitzunehmen, ohne sich von ihm aber bestimmen zu lassen. Vielen herzlichen Dank dafür.
00:35:02: Ralf Scholler Gerne, Danke.
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